Die entscheidenden Faktoren für einen guten Arbeitsplatz sind vielfältig und werden individuell unterschiedlich bewertet. Hohes Gehalt, flexible Arbeitszeiten, sicherer Arbeitsplatz, interessante Aufgaben, spannende Weiterbildungsmöglichkeiten, gute Aufstiegschancen – die Liste der Auswahlkriterien für den Traumjob ist lang. Viele davon lassen sich von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bereits im Vorstellungsgespräch abklopfen und aushandeln. Ein entscheidendes Element für eine glückliche Zusammenarbeit wächst aber meist erst mit der Zeit: Das Zugehörigkeitsgefühl. Mitarbeitende müssen sich im Unternehmen als wesentlicher Teil des Ganzen fühlen. Daher ist es wichtig zu wissen, was dieses Gefühl ausmacht und wie Führungskräfte herausfinden, ob es bei jedem Teammitglied ausreichend vorhanden ist.
Wie entsteht Zugehörigkeitsgefühl?
Es gibt verschiedene Ansichten darüber, welche Faktoren erfüllt sein müssen, damit Mitarbeitende das Gefühl haben dazuzugehören. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter arbeitnehmenden Menschen in Deutschland ist Fairness der Hauptgrund für das Zugehörigkeitsgefühl – 58 Prozent der Befragten wählten diesen Aspekt auf Platz eins. Fairness kann sich in vielen Bereichen zeigen, etwa bei Gehalt, Gleichberechtigung der Geschlechter oder Entfristung der Arbeitsverträge. Auf Platz zwei wählten die Befragten offene Kommunikation und als drittwichtigster Aspekt für ein gesteigertes Zugehörigkeitsgefühl wurde Mitarbeiterbeteiligung genannt.
Das Achievers Workforce Institute kommt in seinem „2021 Culture Report on Belonging at Work„ zu einem anderen, aber ergänzenden Ergebnis. Die kanadische Beratungsfirma, die auf Unternehmenskultur spezialisiert ist, identifiziert fünf Säulen der Zugehörigkeit. Laut dem Institut erleben Mitarbeitende starke Zugehörigkeit, wenn sie sich willkommen, anerkannt, einbezogen, unterstützt und verbunden fühlen. Für eine gute Unternehmenskultur ist es unerlässlich, bei allen Mitarbeitenden ein Gefühl der Zugehörigkeit zu erzeugen. So bleiben die Mitarbeitenden produktiv und gesund. Außerdem bleiben sie im Unternehmen und empfehlen ihren Arbeitgeber weiter.
Stay-Interviews: Reden bevor es zu spät ist
Manchen Menschen sind ihre Gefühle ins Gesicht geschrieben, andere Lächeln trotz Kummer und wieder andere haben ein dauerhaftes Pokerface, unabhängig von ihrem Innenleben. Für Führungskräfte ist es wichtig zu wissen, wie es den Teammitgliedern geht und ob die oben genannten Aspekte für ein Zugehörigkeitsgefühl ausreichend vorhanden sind. Da sie sich nicht auf flüchtige Eindrücke verlassen können, müssen sie regelmäßig mit dem Team reden. Eine Art des Gesprächs ist besonders zielführend: das Stay-Interview.
Viele Unternehmen führen bereits Austrittsgespräche, wenn Mitarbeitende das Unternehmen verlassen. Die dort behandelten Themen sollten optimalerweise schon angesprochen werden, bevor es zu einer Kündigung kommt. Durch Stay-Interviews fühlen sich Mitarbeitende gehört und in ihren Bedürfnissen ernst genommen. Die Gespräche haben das Potenzial, Probleme aufzudecken. Dann können gemeinsam Lösungswege gefunden werden, bevor Mitarbeitende ihr Glück bei einem anderen Arbeitgeber suchen.
Wie laufen Stay-Interviews ab?
Ein Stay-Interview sollte circa eine halbe Stunde dauern und eher informellen Charakter haben. Es sollte vorher angekündigt werden und im besten Fall mit jedem einzelnen Team-Mitglied durchgeführt werden. Es sollte nicht mit der Evaluation des Mitarbeitenden verknüpft werden, denn es geht in erster Linie um Feedback zum Unternehmen. Inhaltlich sollte es um die Faktoren gehen, die über stay oder leave entscheiden. Dazu zählen Fragen zur Perspektive auf die eigene Position im Unternehmen und Fragen zur Unternehmenskultur. Auch Gehalt und Benefits sollten angesprochen werden. Mögliche Fragen sind:
- Was reizt Dich daran, zur Arbeit zu kommen?
- Was würdest Du bei Deiner Arbeit gern mehr tun? Und was weniger?
- Siehst Du für Dich eine Zukunft im Unternehmen?
- Wenn Du einen Tag lang Manager wärst, was würdest Du anders machen?
- Was könnte Dich dazu veranlassen, Dich nach einer neuen Aufgabe/Stelle umzusehen?